Vom Abfall zu Strom und Biokompost

Im Landkreis Karlsruhe wird Bioabfall seit 2021 getrennt gesammelt. Seither landen deutlich weniger Bioabfälle in den Restmülltonnen. Mit dem Trennen verschiedener Fraktionen und vor allem dem getrennten Sammeln von Küchenabfällen leistet der Landkreis einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Dieser Artikel zeigt, warum Bioabfall und die richtige Verwertung so unverzichtbar sind.

Verschiedene Reste von Lebensmitteln

Bioabfall gehört nicht in die Restmülltonne

Bananenschalen, Eierschalen, verwelkte Blumen – Bioabfall ist ein echter Rohstoff, in dem großes Potenzial steckt. Warum ist das so? Gartenabfälle und viele Essensreste kann man kompostieren. Das klappt zwar auch im eigenen Garten, aber noch besser funktioniert das Ganze in industriellen Kompostierungsanlagen, in denen Nahrungs- und Speisereste zu Komposterde verarbeitet werden. Und diese fördert die Humusbildung, welche wiederum gut für das Wachstum von Pflanzen ist.

Bioabfall wird neben den Kompostierungsanlagen auch in sogenannten Biogasanlagen, die oft „Vergärungsanlagen“ genannt werden, verwertet. Die organischen Abfälle aus dem Landkreis Karlsruhe werden beispielsweise in der Bioabfallvergärungsanlage AVR Bio-Terra in Sinsheim verarbeitet. Hier wird – wie es der Name vermuten lässt – Biogas produziert. Das umweltfreundliche Biogas wird wiederum in Elektrizität umgewandelt. Damit entstehen aus den Speiseabfällen im Landkreis Karlsruhe Strom und Wärme. Der Strom versorgt Haushalte, während die Wärme für betriebsinterne Zwecke oder zur Trocknung von Abfällen genutzt werden kann.

Luftbildaufnahme der Bioabfallvergärungsanlange in Sinsheim

Bioabfallverwertung im Landkreis Karlsruhe als Paradebeispiel der Kreislaufwirtschaft

In der Kreislaufwirtschaft werden bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt, um Abfälle damit auf ein Minimum zu reduzieren. Es geht also darum, aus Abfällen einen Wertstoff herzustellen, der möglichst lange im Kreislauf genutzt werden kann. Bioabfall stellt dabei das Paradebeispiel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft dar. Natürliche Prozesse machen aus den „organischen Abfällen“ neue Biomasse, die sich schadlos in die natürliche Umwelt einfügt. Das bedeutet: Aus Speiseresten wird Komposterde, die neuen Pflanzen beim Wachsen hilft.

Doch wie sieht der gesamte Bioabfallkreislauf im Landkreis Karlsruhe genau aus?

Die Nahrungs- und Speiseabfälle werden in der Regel alle zwei Wochen von der Müllabfuhr abgeholt. Wer sich für das Bringsystem entschieden hat, bringt seine Bioabfälle mittels Transportbehälter regelmäßig zu einem der zahlreichen Grünabfallsammelplätze. Im Anschluss wird der Bioabfall in eine der drei Verwertungsanlagen gebracht und dort in eine Siebtrommel gegeben – feiner und grober Biomüll wird so voneinander getrennt. Der feine Biomüll wird anschließend in einen luftverschlossenen Behälter gebracht, den sogenannten Fermenter.
Im Fermenter finden ohne Sauerstoffzufuhr die Abbauprozesse des Bioabfalls statt. Das Geheimnis bei der Energiegewinnung aus Bioabfällen sind viele unterschiedliche Bakterien, die die Bioabfälle zersetzen und so das methanhaltige Biogas produzieren. Im nächsten Schritt wird das Biogas im Blockheizkraftwerk verbrannt. Mit dem verbrannten Gas werden Motoren angetrieben und Strom sowie Wärme erzeugt. So entstehen in der Bioabfallvergärungsanlage in Sinsheim jährlich rund 40 Mio. kWh Bioerdgas.
Aus dem sogenannten Gärrest, der im Fermenter übrigbleibt, wird anschließend unter Luftzufuhr Biokompost hergestellt. Dafür stehen spezielle Container zur Verfügung. In den sogenannten Rotteboxen entsteht der Frischkompost. Landwirte nutzen diesen Frischkompost, um ihn auf ihre Äcker zu streuen und unterzupflügen. Mit der Produktion von Kompost aus Küchen- und Gartenabfällen schließt sich der natürliche Kreislauf. Der Kompost gibt Böden die entnommenen Nährstoffe zurück, die ihm durch den Pflanzenanbau entnommen wurden. Das Besondere an diesem „Dünger aus Bioabfall“ sind die Nährstoffe: Stickstoff, Phosphor, Kalium und organischer Kohlenstoff sind wichtig für das Wachstum von Pflanzen. Der aus Bioabfällen hergestellte Kompost stabilisiert und verbessert den Humusgehalt und die wertvollen Funktionen landwirtschaftlicher Böden.

Kreislaufgrafik Bioabfall

Reduktion der Restabfallmenge und Produktion von grüner Energie

Der Landkreis Karlsruhe kann seit der Einführung der getrennten Bioabfallsammlung Anfang 2021 einen echten Erfolg verzeichnen. Innerhalb eines Jahres wurde das Restabfallaufkommen um 12.000 Tonnen (Stand November 2021) reduziert. Die gewünschte Zielmenge mit einer Reduktion von 10.750 Tonnen Restabfall wurde also mehr als erreicht. Vor Start der Getrenntsammlung waren die Restmülltonnen bis zu 60 Prozent mit Bioabfällen gefüllt. Heute beträgt der Anteil nur noch etwa 30 Prozent. Insgesamt wurden in den ersten 11 Monaten rund 13.000 Tonnen Bioabfall gesammelt (Stand November 2021). Das entspricht mehr als 1.200 Tonnen Bioabfall pro Monat und etwa 29 Kilogramm Bioabfall im Jahr pro Einwohner.
Aus den gesammelten Bioabfällen konnten circa 4.500 Tonnen Biokompost produziert werden. In den Vergärungsanlagen sind aus dem Bioabfall des Landkreises circa 2,4 Mio. kWh Strom entstanden, mit denen umgerechnet 800 Haushalte ein Jahr lang mit grünem Strom versorgt werden können.
Der Landkreis Karlsruhe hat es sich auch in diesem Jahr zum Ziel gemacht, die Bioabfallmenge weiter zu erhöhen und den im Restmüll enthaltenen Bioabfall zu reduzieren. Dabei ist ein wichtiges Ziel, den Bioabfall möglichst ohne Fremd- und Störstoffe zu sammeln.

     

    
AUTOR: Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Karlsruhe
Fotos: Titelbild, Bananenschale Eierschale und Möhrenschale auf einer Arbeitsplatte: Katarzyna Sobotka, shutterstock-Nr. 1077670544 | Luftbildaufnahme der Bioabfallvergärungsanlage in Sinsheim: AVR Kommunal AöR | Grafik Kreislauf der Verwertung des Bioabfalls: AWB LK Karlsruhe